15. 10.2020
Roma und Ägypter (RE) Frauen in Berane kennen nicht ihre Persönlichkeitsrechte, und wissen nicht, wie sie ihre Rechte einfordern können, stellte Marijana Blečić, Lehrerin an der philosophischen Fakultät in Nikšić, in einem Workshop im Norden Montenegros fest.
Die Situation der Frauen sei besorgniserregend.
In der Unterhaltung mit den Roma und Ägypter Frauen erfuhr unsere Moderatorin, dass die Frauen sich weder ihrer Rechte bewusst sind noch wissen, wie man diese Rechte einfordert. So sind die Verantwortungsbereiche der Stadt Berane, der Arbeitsagentur und der Polizei nicht bekannt, oder, welche Institution wofür zu kontaktieren ist. Diese und andere tägliche Herausforderungen waren die Themen des Workshops der im Rahmen des Projekts „Zivilgesellschaft in Aktion – Förderung und Schutz der Rechte von Roma und Ägyptern in Montenegro“ stattfand. Die Europäische Kommission finanziert das Projekt durch das Europäische Instrument für Demokratie und Menschenrechte (EIDHR).
Die elf Teilnehmerinnen des Workshops nahmen die Gelegenheit wahr, um über ihre schwierigen Lebensumstände zu sprechen. Das größte Problem sei die wachsende Müllhalde im Wohngebiet Rudeš. Die Anwohner haben aber noch nicht die Stadtverwaltung oder die öffentlichen Versorgungsbetriebe kontaktiert, um die Abfuhr anzufragen. So werde der Müllberg immer größer, und verschlechtere die hygienischen Bedingungen in den Wohnsiedlungen, sowie die allgemeine Lebensqualität (Gerüche, Abfall bis an die Haustür, etc.)
Der Moderatorin Blečić folgend, sehen die Roma und Ägypter Frauen die Lösung des Problems im Aufstellen zusätzlicher Container und in der regelmäßigen Leerung durch die städtische Müllabfuhr.
Die Teilnehmerinnen wiesen auch darauf hin, dass nicht alle Nachbarn dieselben Ansichten über Hygiene in der Nachbarschaft und in gemeinsam genutzten Räumen (Eingangsbereiche) teilten, was das Leben derer erschwere, die sorgsam mit ihrer Umgebung umgehen.
Die hygienische Situation hat sich mit der Corona-Pandemie noch verschlechtert.
Wie die Frauen erklärten, haben sie nicht die Mittel, um für ausreichende Hygiene zu sorgen (persönliche Hygiene, andere Familienmitglieder / Kinder, Haushalt). Obwohl die meisten von ihnen soziale Unterstützung (MOP) erhalten, reichen die erhaltenen Beträge nicht aus, um die von der Nationalen Koordinierungsbehörde empfohlenen Maßnahmen zu befolgen. So sei es ihrer Meinung nach keine Überraschung, dass „es mehr Corona gibt“. Die Frauen sorgen sich deshalb auch zunehmend um die Gesundheit ihrer Kinder.
Was die Ausübung ihrer Rechte und die erhaltene Unterstützung angeht, so sehen die Roma und Ägypter Frauen große Unterschiede zwischen dem NGO Sektor und den öffentlichen Institutionen
Die Frauen berichteten, dass sie Unterstützung vom Roten Kreuz erhielten und in der Riverside Nachbarschaft teilten, die Unterstützung aber selektiv sei. Eine große Anzahl von Familien habe keine Unterstützung erhalten, und einige große Familien erhielten nur ein Hilfspaket, was nicht ausreichend sei. Vom Zentrum für Sozialarbeit erhielten sie ablehnende Antworten auf ihre Anfragen: „Hier gibt es nichts für Euch“.
Help wurde als Organisation benannt, deren Arbeit bekannt sei, und von der sie Unterstützung erhielten. Die Arbeit des Gesundheitszentrums und der Grundschule “Radomir Mitrović” seien positive Ausnahmen im öffentlichen Sektor.
Das Kernproblem der Roma und Ägypter Frauen in Berane sei ihre wirtschaftliche Situation und das fehlende Wissen, wie ihre Lage zu verbessern sei, sagt Marijana Blečić.
Was die Klärung ihres Meldestatus angeht, so kennen die Frauen zum Beispiel nicht die Verpflichtung, regelmäßig beim Innenministerium vorzusprechen. Die Frauen erwähnten, dass so auch ihre in Montenegro geborenen Kinder keinen geklärten Status haben. Nur eine Teilnehmerin war bei der Arbeitsagentur gemeldet, da sie sich aber nicht zurückgemeldet habe, wurde sie für ein halbes Jahr aus dem Register entfernt. Ihr wurde eine Saisonarbeit angeboten, die sie aber aufgrund der Entfernung zu ihrem Wohnort und der Verantwortung für ihre Kinder ablehnen musste.
Blečić sagte auch, dass vier Frauen Unterstützung für die Antragstellung bei der Arbeitsagentur benötigten. Den Frauen war bislang nicht bekannt, dass sie als Ausländer das Recht haben als Putzkräfte, Altenpfleger etc. tätig zu sein.
Den Frauen war weiterhin nicht bekannt, dass sie sich auch ohne abgeschlossene Grundschul-oder Berufsausbildung bei der Arbeitsagentur registrieren können. Eine der Frauen hat die Grundschule in Mazedonien abgeschlossen, ihr Zeugnis ist aber noch nicht akkreditiert und ihr ist der entsprechende Prozess nicht bekannt.
Ziel des Projekts von Help und Partner, der Roma Jugendorganisation „Geh mit uns – Phiren Amenca“, ist es, die Zielgruppe mit ihren Persönlichkeitsrechten vertraut zu machen und sie bei der Ausübung zu unterstützen. Blečić empfiehlt die Roma und Ägypter Frauen über ihre Persönlichkeitsrechte zu informieren und die folgenden Aktivitäten umzusetzen:
- Roma und Ägypter Frauen bei der Ausübung ihrer Rechte unterstützen (Formulare ausfüllen, Anträge stellen, Erklärungen geben);
- Roma und Ägypter Frauen unterstützen, die Grundschulausbildung ab zu schließen, aber auch berufliche Qualifikationen für den Arbeitsmarkt zu erlangen;
- Kurzfristige Unterstützung für Roma und Ägypter Haushalte, vor allem mit Hygieneprodukten;
- Die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur in Berane in Bezug auf die Registrierung und die Jobsuche ohne Ausbildung verbessern. Das informelle Netzwerk der Arbeitgeber sollte nicht ausgeschlossen werden, auch nicht Vereinigungen, die gegründet werden könnten, um die Dienstleistungen von Roma und Ägypter Frauen anzubieten (Putzkräfte für Häuser / Wohnungen, Hilfe für ländliche Haushalte, Altenpflege, etc.);
- Roma und Ägypter Haushalte gemeinsam mit öffentlichen Institutionen bei der Abfallentsorgung, und bei Reparaturen in den zwei Siedlungen Riverside und Peštica unterstützen.