:: PROJEKT
Mon – 30 Bau von 24 Wohnungen für aus dem Kosovo vertriebene Roma
:: FINANZIERT VON
Deutsches Auswärtiges Amt
:: PROJEKTLAUFZEIT / BUDGET
07.05.2004 – 06.02.2005 :: € 486.901
:: BESCHREIBUNG
Seit dem Beginn des Auseinanderbrechens des Staates Jugoslawien im Jahre 1990 und den damit verbundenen Bevölkerungsbewegungen wurde Montenegro Aufnahmeland für Flüchtlinge und Vertriebene. Zeitweilig betrug der Anteil der Zuflucht suchenden Menschen bis zu 20% der Bevölkerung. Für die kleinste und ärmste der früheren Teilrepubliken Jugoslawiens stellte dies eine aus eigener Kraft nicht zu bewerkstelligende Belastung dar. Derzeit leben in Montenegro noch insgesamt 14.418 bosnische und kroatische Flüchtlinge sowie weitere 18.000 Personen, die aus dem Kosovo geflohen sind.
Insgesamt leben somit heute 32.418 Flüchtlinge und Vertriebene in Montenegro; dies entspricht ca. 5% der Bevölkerung. Aufgrund der immer noch prekären Sicherheitssituation im Kosovo ist eine Rückkehr dorthin für den Grossteil der Vertriebenen noch immer nicht möglich.
Der Grossteil der in Montenegro lebenden Vertriebenen kam nach dem Rückzug der jugoslawischen Armee aus dem Kosovo zwischen Juni und August 1999 ins Land. Die Vertriebenen verteilten sich zu etwa gleichen Teilen auf den Norden, die Mitte und den Süden des Landes. Nach Angaben des Flüchtlingskommissariats waren von den ursprünglich ca. 30.000 Vertriebenen aus dem Kosovo 5.840 Angehörige der Roma. Ein Grossteil der vertriebenen Roma (67%) liess sich in der Mitte des Landes, hauptsächlich in Podgorica, nieder. Die aus dem Kosovo vertriebenen Roma liessen sich dort nieder, wo bereits einheimische Angehörige ihrer Volksgruppe lebten; in der Regel sind dies ghettoartige Siedlungen/Lager an der Peripherie der Städte mit miserablen Lebensbedingungen.
Eine im Auftrag des Entwicklungsprogrammes der Vereinten Nationen (UNDP) im Jahre 2003 durchgeführte Untersuchung der Lebensbedingungen von „Roma, Ashkaelia und Ägyptern, Flüchtlingen und Vertriebeneng schätzt die Anzahl der Roma in Montenegro auf ca. 20.000. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Anzahl sehr viel höher liegt, da viele der Roma es wegen der vorherrschenden Diskriminierung vorziehen, sich als Montenegriner oder Moslems zu bezeichnen. In Montenegro gibt es einheimische Roma (37.7%), aus dem Kosovo vertriebene Roma (58.7%) sowie Romaflüchtlinge aus den anderen Exrepubliken des früheren Jugoslawiens (3.6%). Ihre Lebensbedingungen unterscheiden sich kaum. Die nachfolgenden Charakteristika beziehen sich deshalb auf alle Romahaushalte ohne Unterscheidung ihres rechtlichen Status.
Die Durchschnittsgrösse eines Romahaushaltes beträgt 5.72 Personen (zum Vergleich: ein Nichtromahaushalt hat 3.7 Personen); 71.9% der Roma sind laut Studie jünger als 30 Jahre und die Roma haben eine deutlich kürze Lebenserwartung als der Rest der Bevölkerung.
Die meisten der Nicht-einheimischen Roma (93.2%) verfügen über die erforderlichen Dokumente, die sie als Vertriebene oder Flüchtlinge ausweisen. Ein Grossteil (67.7%) hat vor, einen Antrag auf Staatsbürgerschaft von Serbien und Montenegro zu stellen, 7.8% haben bereits die erforderlichen Dokumente eingereicht und warten nun auf eine Entscheidung und 1.4% haben bereits die Staatsbürgerschaft erhalten, jedoch nicht alle erforderlichen Dokumente geregelt. Etwa ein Viertel (23.1%) hat keine Pläne dahingehend, einen Antrag auf Staatsbürgerschaft zu stellen.
36.9% der Romahaushalte lebt noch immer in Kollektivzentren. Einer der für die soziale und wirtschaftliche Integration wichtigen Faktoren ist die Sprache: 33.1% der Roma spricht nur romani und ein weiteres Drittel (33.1%) spricht sowohl romani als auch serbisch; 14.1% sprechen weder romani noch serbisch (sondern in der Regel albanisch); 7.4% sprechen nur serbisch; 2.6% sprechen romani und eine andere Sprache (in der Regel albanisch). Hieraus ergibt sich, dass fast die Hälfte der Romafamilien in Montenegro nicht serbisch spricht. Unter den aus dem Kosovo vertriebenen Roma spricht die Mehrheit kein serbisch. Dies ist eines der Hindernisse für eine erfolgreiche wirtschaftliche und soziale Integration.
37.2% der Roma leben in Siedlungen, in denen ausschliesslich Roma leben, 32.7% in Siedlungen in denen auch andere Nationalitäten zu finden sind, Roma jedoch die Mehrheit darstellen. Gerade mal 19% leben in Siedlungen, in denen die Roma eine Minderheit darstellen. Nur diese letzte Gruppe hat eine reale Chance, wirtschaftliche und soziale Integration in die montenegrinische Gesellschaft zu erreichen.
Obwohl die Durchschnittsgrösse eines Romahaushalts 5.72 Personen beträgt, lebt ein grosser Teil der Romahaushalte (61%) in Behausungen mit weniger als 30 Quadratmeter Wohnfläche. Etwas über 80% der Roma lebt in Behausungen, die pro Person weniger als 10 Quadratmeter aufweisen.
Die schlechten Lebensbedingungen der Roma werden auch dadurch dokumentiert, dass 47.5% in unmittelbarer Nähe von Müllhalden leben, 22.3% in Siedlungen, die von Abflussgewässer überschwemmt werden, 17% in Gegenden mit Luftverschmutzung und 12.8% haben Probleme mit Morast etc.
45.4% haben kein fliessendes Wasser in ihren Behausungen und 68.4% verfügen über kein eigenes Badezimmer.
Ein extrem hoher Anteil der Romahaushalte verfügt zudem über keine ausreichende Grundausstattung: 50.9% haben keine Tische, 54.3% keine Stühle, 50.2% keine Betten !
Fehlende Ausbildung ist eines der Schlüsselprobleme der Roma in Montenegro. Mehr als die Hälfte der Haushaltsvorstände der vertriebenen Roma hat keine Schul- oder eine abgebrochene Schulausbildung. Die meisten der Romakinder gehen nicht zur Schule. Das Problem dabei ist aber nicht, dass es etwa Zugangsbeschränkungen oder Hindernisse von staatlicher Seite gibt. Vielmehr geben die Roma an, dass sie sich den Schulbesuch der Kinder nicht leisten können (37.6%) oder dass die Motivation zum Schulbesuch fehlt (30.9%). Bildung und Ausbildungsstand der Frauen sind praktisch nicht vorhanden. In den Lagern Konik I und II in Podgorica gibt es keine Frauen mit irgendeiner Ausbildung! Frauen sind menschliche Wesen mit sehr wenigen Rechten und sehr vielen Pflichten!
Die schlechte wirtschaftliche Situation und das geringe Ausbildungsniveau der Roma beschränkt in bedeutendem Maße ihre Fähigkeiten, eine wirtschaftlich relevante Tätigkeit auszuüben. Die Mehrzahl der Roma arbeiten, sammeln und verkaufen Altmaterialien oder arbeiten als Handlanger. Etwa ein Fünftel ist bei den städtischen Müllabfuhren beschäftigt. In Podgorica etwa sieht man fast ausschliesslich Roma dieser Beschäftigung nachgehen.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 benennt für die aus dem Kosovo vertriebenen Roma die folgenden drei Möglichkeiten:
• Rückkehr in das Kosovo; diese Möglichkeit war im Jahr 2000 und ist auch heute noch sehr unwahrscheinlich!
• Auswanderung in Drittstaaten, insbesondere nach Westeuropa. Dies wurde damals von den Roma sehr stark favorisiert, war aber damals und ist sicherlich auch heute noch, angesichts der ablehnenden Haltung dieser Staaten, ebenso unwahrscheinlich.
• Verbleib in Montenegro – temporär oder aber dauerhaft durch Integration in die montenegrinische Gesellschaft. Während auch diese Möglichkeit nicht einfach zu realisieren sein dürfte, ist sie dennoch die wahrscheinlichste, selbst wenn nur angesichts fehlender Alternativen.
Projektbeschreibung:
Bau von 24 Wohnungen mit durchschnittlich rund 38 qm Wohnfläche pro Wohnung. Insgesamt werden von dieser Massnahme 24 Familien mit 132 Personen begünstigt. Davon sind 22 Romaflüchtlingsfamilien mit ca. 121 Personen, die bislang nachweislich als Vertriebene in den Sammelunterkünften in dem Lager Konik in Podgorica gelebt haben, sowie 2 einheimische Romafamilien mit 11 Familienmitgliedern, deren Lebenssituation vergleichbar ist mit der der vertriebenen Roma.
Die Gemeindeverwaltung von Podgorica hat zugesagt, das Baugrundstück inklusive Anschlüsse an die öffentliche Infrastruktur bereitzustellen.Das Baugelände befindet sich im Stadtteil Konik.
Eigentümer der Wohneinheiten wird die Gemeinde sein, die sich verpflichten wird, die Gebäude zehn Jahre lang nicht zu privatisieren. Den von HELP ausgesuchten Bewohnern der Neubauwohnungen wird ein mindestens 15jähriges Wohnrecht zugesichert.
Die zukünftigen Bewohner werden verpflichtet, eine marginale Miete zu bezahlen.
Die Neubauwohnungen werden zu Beginn des Jahres 2005 bezugsfertig sein.